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Schaustelle präsentiert: Slam-poetry mit Xenia

Die Schaustelle #Madeatdynamo ist der Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art. Am 7. Und 8. Dezember verwandeln wir das Dynamo in eine alternative Weihnachtswelt. Die Schaustelle bietet eine bunte Mischung aus Markt und Workshops. In unserer Blogserie nehmen wir einige Akteur*innen genauer unter die Lupe.

Schaustelle präsentiert: Slam-poetry mit Xenia 

Was machst du und wie lange schon?
Ich mache Slam Poetry. Damit angefangen habe ich vor circa zwei Jahren, als wir es als Thema im Deutschunterricht behandelt haben. Ich kannte Slam Poetry schon davor, zum Beispiel durch Videos auf YouTube, und wollte es schon immer selbst ausprobieren. In der Schule hatte ich dann die erste Gelegenheit dazu. Danach dachte ich: Oh, das ist noch cool. Ich glaube, ich mache weiter! Vor kurzem wählte ich dann Poetry Slam als Thema für meine Maturitätsarbeit, für die ich fünf Slams geschrieben habe. Das Ergebnis war ein Abend, an dem ich die Stücke vorgeführt habe.

Worin geht es in deinen Texten?
Die Texte haben wirklich sehr verschiedene Inhalte: Persönliche Ereignisse und Dinge, mit denen sich andere Menschen identifizieren können, da sie ein übergeordnetes Thema ansprechen – meistens politische Themen. Das ist sehr verschieden. Einer handelt von Feminismus, ein anderer vom Klimastreik und der eigenen Komfortzone. Die beiden Themen passen gut zusammen, da wir uns in der westlichen Welt sehr stark in unserer Komfortzone bewegen. Ein weiterer Text handelt von einem bestimmten Typus Mensch – einem geizigen Menschen.

Hast du, bevor du mit Slam Poetry angefangen hast, auch schon geschrieben?
Geschrieben habe ich schon immer gern, auch schon, als ich klein war. Ich habe kurze Geschichten aufgeschrieben und wollte eigentlich immer ein Buch schreiben. Schlussendlich hatte ich sehr viele Ideen, zu denen ich aber nur eine Seite geschrieben und danach nie weiter gemacht habe. Daher würde ich sagen: Nein, ich habe davor nicht geschrieben.

Wie läuft dein Schreibprozess ab?
Das kommt sehr darauf an. Manchmal mache ich etwas durch und verarbeite das Erlebte anschliessend in einem Text. Schreiben kann wirklich therapierend sein. Wenn ich richtig im Flow bin, kann ein Text auch mal in nur zwei Stunden entstehen. Oft braucht es aber auch mehr Zeit. Die Texte, die mir am besten gefallen, sind aber alles welche, die sehr schnell entstanden sind. Diesen Texten geht aber ein langer Prozess voraus. Der Text über Feminismus zum Beispiel, der gefällt mir sehr gut! An dem habe ich zwei Mal drei Stunden geschrieben. Davor habe ich aber sehr viel zum Thema gelesen und mich damit auseinandergesetzt, ohne dabei im Kopf zu haben, einen Slam darüber zu schreiben. Wenn mich etwas interessiert, sauge ich die Informationen auf wie ein Schwamm, aber manchmal kann es dauern, bis man wieder ein passendes Thema gefunden hat.

Hattest du schon die Möglichkeit ausserhalb des Schulkontextes vor Publikum aufzutreten?
Ja, durch meine Eltern kenne ich das Casino Theater in Winterthur, dort gibt es einmal im Monat eine offene Bühne, zu der man sich anmelden kann. Jede Person kann dort teilnehmen. Im Moment treten dort leider meistens Komiker auf, aber es gibt auch Slam Poetry, andere Textformen oder auch Theater. Dort war ich zwei, drei Mal.
Im Kasheme habe ich auch schon an einem Poetry Slam teilgenommen. Jetzt kommen Menschen diesbezüglich auch schon direkt auf mich zu und wollen, dass ich irgendwo auftrete. Vermutlich, weil es auch das Thema meiner Maturarbeit war.

Wie wohl fühlst du dich auf der Bühne?
Vor allem am Abend, an dem ich alle fünf Slams/Texte aufgeführt habe, war sehr schön, da ich alle Leute im Publikum kannte. Wenn ich vor vielen Menschen stehe, die ich nicht kenne, fängt meine Stimme oft an zu zittern, weil ich so aufgeregt bin. Aber es wird besser! Da bin ich froh drum. Sonst kann man sich kaum auf den Inhalt des Textes konzentrieren, weil es klingt, als würd ich gleich anfangen zu heulen. Aber eigentlich fühle ich mich nicht so unwohl, immerhin habe ich einen Text, an dem ich mich festklammern kann.

Was wirst du am Dynamo aufführen?
Ich weiss noch nicht, ob ich ein oder zwei Texte vorführen werde. Den über Feminismus sicher und dann vielleicht noch einen, der von Selbstwert handelt und von einem Text von Nietzsche inspiriert wurde, in welchem es um Subjektivität und Sprache geht. Jedenfalls werde ich meine Texte in voller Länger aufführen – bei Slam-Wettbewerben muss oft eine genaue Zeit eingehalten werden, aber ich kürze meine Texte nicht gerne.

Die Auftritte sind also normalerweise sehr kurz?
Ja, total kurz! Das ist auch, was ich an Slam Poetry nicht so mag: der Wettbewerb. Die meistens Texte werden gut bewertet, weil sie witzig sind. Mein Ziel ist nicht witzig zu sein. Ich bin keine Comedian. Da inspirieren mich die deutschen Slam Poetry Meisterschaften: dort gibt es richtig gute Texte, die nicht einfach nur witzig sind.
Das ist Slam Poetry für mich: etwas aussagen und es dabei sprachlich gut zu verpacken. Themen, die jede Person verstehen kann und nicht hochgestochen sind, sondern alltäglich. Das kann auch mal witzig sein, aber eher nebenbei. Aber in der Schweiz scheint witzig zu sein besonders wichtig.

Wie ist das Frauen*/Männer*-Verhältnis im Slam Poetry?
Total schlimm! Wirklich sehr, sehr schlimm! Durchschnittlich sind es vielleicht zwei, drei Frauen auf zwölf Personen. Männer dominieren generell alle Bereiche der Kunst. Die Texte, die mir am besten gefallen, sind allerdings meistens von Frauen, weil sie nicht versuchen, krampfhaft witzig zu sein. Viele Frauen haben vielleicht auch andere Ansprüche an ihre Texte. Ich hinterfrage mich selbst wesentlich mehr, als viele der Leute, die einfach mal einen Slam schreiben und auf die Bühne stehen. So geht es, glaube ich, vielen Frauen.

Was ist dein Anspruch an einen gelungenen Text?
Das man mitgerissen wird, und dass Dinge angesprochen und miteinander verknüpft werden, die man auf diese Weise sonst nicht zusammengebracht hätte – auch sprachlich. Wenn eine Person gut sprechen kann, werden auch die Texte besser. Für mich ist Slam auch etwas politisches: Themen, die es Wert sind, verbreitet zu werden. Auch wenn es sich dabei nicht um etwas total neues oder abgefahrenes handelt.

Xenia wird am 7. Dezember um 17:00 Uhr an der Schaustelle auftreten.